Wer kennt es nicht – man stellt sich eine Frage. Man nimmt sein Handy heraus. Man geht ins Internet. Man klickt auf eine Seite…und da ist es: Cookies. Nur ein Hauch trennt einen von der lang ersehnten Antwort, doch bevor man die vielversprechende Internetseite besuchen darf, muss man einwilligen, seine personenbezogenen Daten wegzugeben – oder auch nicht. Aber sind wir mal ehrlich: es ist um einiges einfacher auf diesen einem entgegenleuchtenden Button zu drücken, als über Umwege irgendwie gegen Cookies anzukämpfen, oder gar die Datenschutzerklärung zu lesen. Und außerdem hat man doch sowieso nichts zu verbergen. Sollen die doch die Daten haben!
Mit genau dieser Einstellung sind wohl die meisten der neuen Oberstufe in den Vortrag „Google, WhatsApp, die Algorithmen und Du!“ von Dr. Götz von der Technischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg gegangen. Und, was soll man sagen, dieser nichtssagende Titel hätte uns wohl kaum weniger auf den Inhalt dieses Vortrags über die Welt der Daten vorbereiten können. Was harmlos mit einer Zusammenfassung und ein paar abstrakten Begriffen wie „Trackingmechanismen“ oder „digitaler Fingerabdruck“ beginnt, artet schnell in einen fast schon furchteinflößenden Filmklipp über eine alternative Zukunft aus. Eine Zukunft, in der es keine Privatsphäre mehr gibt und selbst die intimsten Daten von einem selbst einzusehen sind - zu jeder Zeit und für alle abrufbar.
Es wirkt abstrus und weit entfernt, doch laut Dr. Götz stellt dies wohl eher eine Prognose als eine Eventualität dar, und, wenn man in den fernen Osten schaut, sogar eine alltägliche Realität. Denn in China ist es bereits gang und gäbe mittels des so genannten „Social-Credit-Systems“ die Bürger durch ihre Daten zu kontrollieren und jeden Schritt analytisch auszuwerten, um es dann öffentlich zu machen. Und wenn selbst dieses Beispiel noch zu unreal wirkt, dann reicht auch schon ein Blick auf den westlichen Datengebrauch, um Hinweise auf eine ähnliche Entwicklung zu finden. Denn egal ob Google, Meta oder Microsoft, sie sind alle an unseren Daten interessiert.
Laut Dr. Götz ist das Handeln mit Daten derzeit sogar der lukrativste Markt, und was für uns als eine freie Nutzung von Webseiten und Apps erscheint, ist in Wirklichkeit immer mit dem Bezahlen von Daten verbunden, was Daten wohl zu dem digitalen Gold unserer Zeit macht. Hinzu kommt, dass jeder einzelne von uns einen einzigartigen digitalen Fingerabdruck hat und schon mit der kleinsten Stichprobe zu identifizieren und tracken – also im Internet verfolgbar – ist; Und das alles mit unserer vorherigen Zustimmung.
Die meisten von uns fühlten sich wohl von der schieren Masse dieser Informationen und der unerwarteten Wendung des Vortrags erschlagen. Und wenn man in das ein oder andere Gesicht schaute, konnte man erkennen, dass Dr. Götz‘ Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Doch zum Glück wusste der Referent der sich in der Aula entwickelnden Beklemmnis Abhilfe, denn laut ihm gibt es Wege, diesem regelrechten Datenwahn – wenn auch nur geringfügig – entgegenzuwirken. Zum einen zeigte er uns, wie man mit sogenannten PlugIns – also Werbe und Tracking blockenden Tools – einfach selbst das Übel des Internets abwehren kann. Zum anderen machte er uns jedoch auch mit WhatsApp, Google und Co. ersetzenden Apps und Browsern wie etwa dem Messenger-Dienst Threema oder dem alternativen Browser DuckDuckGo vertraut und verwies auch immer wieder auf seine Website „Auf-Schritt-Und-Klick“, dank welcher man jederzeit das Gehörte noch einmal nachlesen und sich den ein oder andern Tipp für einen datensicheren Internetgebrauch einholen kann.
Am Ende dieser eineinhalb Stunden hatten sowohl die Schüler als auch die anwesenden Lehrer hinsichtlich dieses sehr interessanten und vor allem äußerst informativen Vortrags genug zum Nach- und Überdenken, und es waren sich wohl alle einig, dass das Umgehen der Cookies nicht länger ein unnötiger Umweg, sondern vielmehr das kleinere Übel darstellte.
Luna Stauch, 11a
Textkörper
Rasterbild