Steht die Sonne am Horizont oder regnet es am Tag der Tage? Feiern wir drinnen oder geht es draußen? Alljährlich stellen sich den Abiturientinnen und Abiturienten dieselben Fragen. Während es in den vergangenen Jahren trotz oft schwankender Wetterprognosen meist draußen klappte, zwang die diesjährige Vorhersage die Feiernden in die Turnhalle. Sicher ist schließlich sicher und der Erfahrungswert aus der Vergangenheit zeigt, dass die Lokalität am Ende dem Anlass der Feierlichkeit, dem bestandenen Abitur, nicht im Wege steht. Strahlen taten die zu Ehrenden in ihren wundervollen Kleidern und Anzügen auch ohne direkten Sonnenschein.
Dies wurde bereits deutlich beim Einmarsch – überall strahlende Gesichter.
Wie eigentlich immer folgten der Parade die Reden der Honoratioren und auch einer Honoratiorin, die sich bis auf den Vortrag vom Schulleiter Herrn Kraus, dem natürlich etwas mehr Zeit eingeräumt wurde, allesamt durch Kürze auszeichneten, schließlich standen ja nicht sie im Mittelpunkt des Abends. Nach Bürgermeister, OSK-Koordinator, Förderverein und Schulleiter gab es eine Verschnaufpause – die erste musikalische Einlage durch Levina Scheller (Gesang) und Niklas Cerweny (Klavier), garniert von der Verteilung von kleineren Essenshäppchen, damit sich neben dem Ohr auch der Magen wohlfüllen konnte.
Und dann war es für die Abiturientinnen und Abiturienten endlich so weit: 99 wurden mit der Überreichung ihrer Zeugnisse als Nachweis ihrer Hochschulreife und einer Rose offiziell von der Schule verabschiedet, vier von ihnen mit dem Traumergebnis von 1,0, namentlich Rebecca Reinhard, Sophie Grabe, Niklas Cerweny und Jannis Harenz, der mit 890 Punkten das beste Ergebnis am CJT in der Zeit des G8 erzielt hat. Der Gesamtschnitt über alle 99 Schülerinnen und Schüler lag bei traumhaften 2,24. Wer macht sich da über die akademische Zukunft Sorgen?
Der erste große Lebensabschnitt, die Schule, war damit Geschichte. Wie weit entfernt musste den nun ehemaligen Schülerinnen und Schülern das Abitur mit dem Eintritt in die 5. Klasse erschienen sein, nur pünktchengroß, wenn überhaupt, am Horizont des Lebens zu erkennen. Und nun? Nun warten neue Horizonte.
Doch nicht bevor eine weitere musikalische Einlage erklang mit Sarah Singer und Henry Steinbinder (Gesang), Niklas Cerweny (Klavier) und Melina Windisch (Gitarre) sowie den diesem Auftritt folgenden Ehrungen in Physik, Chemie, Wirtschaft, Kunst und der Besten des Jahrgangs. Beendet wurden die Ehrungen durch das eher spaßig gemeinte Ranking einzelner SchülerInnen in bestimmten Kategorien wie Ausredemeister, Mr. Unpünktlichkeit oder Stilikone.
Und schließlich wartete auf die Anwesenden neben der Verleihung des Abiturzeugnisses auch noch der zweite Höhepunkt des Abends: die Abirede der Abiturientinnen und Abiturienten, dieses Jahr verfasst und vorgetragen von Bilge Sama. Wie erlebten die Geehrten die acht oder für manche/n auch neun Jahre am CJT? Mit kritischem Ton vor allem in Bezug auf das Schulsystem und dessen Rolle, wenn es um die Vorbereitung junger Menschen aufs Leben geht, aber auch mit sehr viel Lob für die Lehrkräfte, die die Schülerinnen und Schüler zuallererst als Menschen wahrnahmen, zog Bilge ein durchaus gemischtes Resümee.
Und jetzt war der offizielle Teil beendet, durch den gekonnt und geschickt Zeynep Salman und Jannis Harenz führten, und können neue Horizonte in Augenschein genommen werden, oder aber, falls diese noch nicht gefunden sind, erst einmal echte Horizonte z.B. in der Form von Länderreisen in den Fokus der Betrachtung gerückt werden.
Das Abimotto dieses Jahr lautete übrigens ABIcetamol – der Schmerz hat ein Ende! Originell, und der eine oder die andere hat sicherlich ab und an eine Tablette einwerfen müssen, aber Schülerinnen oder Schüler mit wirklichen Schmerzen sind in diesem Jahrgang eigentlich nicht auszumachen gewesen. Oder sollte ABIcetamol nicht für SchülerInnen, sondern für Lehrkräfte gedacht sein? Denn Schmerzen hatten der eine oder die andere diesen sicherlich zugefügt: „Bringe ich sie durchs Abitur? Erneut keine Hausaufgaben gemacht?“ Doch spätestens mit dem bestandenen Abitur ist jede Lehrkraft wieder schmerzfrei. Und so gilt: Ende gut, Abi gut! Gratulation allen zum bestandenen Abitur und noch ein besonderer Dank an die OrganisatorInnen des Abends, namentlich Zeynep Salman, Daphne Toliopoulou, Luise Völker, Sophie Grabe und Julius Jenohr, ohne deren Engagement dieses Ereignis gar nicht hätte stattfinden können.
Matthias Kausch